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Die großen Sandhänge der Ostseite und ehemalige Wassergewinnung


Ein geschichtlicher Überblick

Die großen Sandhänge der Ostseite bedecken ein ausgedehntes Gebiet (ungefähr 45 Hektar) und bestehen weitgehend aus verdichtetem Sand, das vom Wind hierher transportiert wurde. Sie erstrecken sich von Sandy Bay im Süden bis nach Catalan Bay im Norden. Dieser Sand enthält einen hohen Prozentsatz an gleichmäßigen Quarzkörnern, die von außerhalb Gibraltars stammen, da der Felsen von Gibraltar fast keine quarzhaltigen Schichten aufweist. Der Sandhang entstand während des Quartärs, als das Gebiet im Osten noch eine trockene, sandige Ebene war und der Sand vom Wind auf vorhandene Schuttbrekzien und Felsenkonglomerate abgelagert wurde (Rose & Rosenbaum, 1991). In der Vergangenheit formten die Geröllhalden im Norden und Süden gemeinsam mit den Sandhängen ein zusammenhängendes Gebiet. Durch die Steinbrüche, die in Catalan Bay und Sandy Bay von der Admiralität eröffnet wurden, um an Material für die Werfterweiterung zu gelangen, wurden die östlichen Sandhänge jedoch von den Geröllhalden isoliert. Die äußersten Ränder der Geröllhalden (nämlich Spyglass und Rock Gun) scheinen das meiste Felsenmaterial angesammelt zu haben. Dadurch entstand das Schuttbrekzienkonglomerat, was aber noch immer mit Sand bedeckt ist. Der zentrale Bereich, wo sich die östlichen Sandhänge befinden, litt weniger unter Bergstürzen, hat aber mehr Flugsand angesammelt, wodurch sie sich in der geologischen Struktur wesentlich von den benachbarten Geröllhalden unterscheiden. Zeichnungen von Catalan Bay aus den 1800er Jahren zeigen, dass auf den Sandhängen fast keine Vegetation vorgefunden werden konnte, was die Gegenwart von Ziegen und Weideaktivitäten bestätigt. Im Jahr 1903 ersann der Chefingenieur der Stadt einen Plan, mit dem 10 Hektar der Hänge zur Trinkwassergewinnung mit Wellblechen bedeckt wurden. Dadurch ging ein Großteil des Lebensraums der Sandhänge verloren und damit auch einige Pflanzen- und Tierarten, wie der Trauersteinschmätzer (Oenanthe leucura), der wahrscheinlich auf diesen Lebensraum angewiesen war.

Die Wassergewinnung wurde 1991 nach der Einführung von Entsalzungsanlagen in Gibraltar als überholt erklärt. Somit konnte mit ihrer Entfernung und der Wiederherstellung des natürlichen Lebensraums begonnen werden. Dieser Wiederherstellungsprozess war extrem arbeitsaufwändig und beinhaltete die Entfernung der Wellbleche, an dessen Stelle ein biologisch abbaubares Netz angebracht wurde, um den Hang zu stabilisieren. Danach wurde ein Aussaatprogramm gestartet, in dem in enger Absprache mit der GONHS auf lokale Gräser und Büsche zurückgegriffen wurde. Diese Arbeiten wurden von Experten des botanischen Gartens in Gibraltar durchgeführt. Neben der Entfernung der Wassergewinnungsanlage und der Wiederaussaat auf den Hängen wurde ein komplexes Netzwerk aus starken Zäunen zum Schutz vor Steinschlag installiert.

Welterbe-Status

Auf der Ostseite Gibraltars befindet sich ein Gebiet von ungefähr 28 Hektar, das vom Meer bis zur Spitze des Felsens reicht. Es ist unter dem Namen Gorham-Höhle bekannt. Im Juli 2016 wurde es als Welterbe der UNESCO anerkannt, da es ein außerordentliches Zeugnis der Besiedlung, der kulturellen Traditionen und der materiellen Kultur der Neandertaler und der frühen modernen Menschen über einen Zeitraum von etwa 120 000 Jahren darstellt. Die eindrucksvolle Anzahl an Höhlen auf Meereshöhe enthält archäologische Lagerstätten, die die Besiedlung Gibraltars durch den Neandertaler und den frühen modernen Menschen bezeugen. Außerdem liefern sie auch Hinweise auf die Landschaften und ihre natürlichen Arten, mit denen die natürlichen Ressourcen und die Umwelt, sogar die klimatischen Bedingungen, der Neandertaler verdeutlicht werden. Das Naturschutzgebiet Gibraltars, das die großen Sandhänge im Osten einschließt, ist Teil einer Art Pufferzone zur Welterbestätte und gemeinsam machen sie mehr als 40% der Fläche Gibraltars aus.

Wassergewinnung – Eine technische Meisterleistung

Das erste Wassergewinnungsgebiet dieser Art (eine völlig neue Idee des damaligen Ingenieurs der Stadt Gibraltar) wurde 1903 auf den Sandhängen der Ostseite des Felsens, die eine durchschnittliche Neigung von 1,5 bis 1 aufweisen, errichtet. In diesen Hängen befanden sich große Felsen, die mit Explosionen entfernt wurden, und die Oberfläche wurde so eben wie möglich gemacht. Es wurden außerdem ein Kanal und ein Fußweg im unteren Bereich der Auffangfläche gebaut. In diese glatten Sandhänge wurden Holzpfähle (91500mm x 150mm x 40mm) ihrer ganzen Länge nach in den Boden geschlagen, worauf ein Holzrahmen aus Pfetten (75mm x 75mm x 4500mm) und Sparren (75mm x 75mm x 2400mm) mit Nägeln befestigt wurde. Auf diesen Rahmen wurden galvanisierte Wellbleche mit Schrauben auf der gesamten Länge ihrer Seitenränder montiert. Sämtliche Holzmaterialien wurden zuvor mit Teeröl behandelt, das mit einem Druck von ca. 11,7 bar in das Holz gepresst wurde.

Für die Abdeckung von jedem Hektar wurden ungefähr 5928 Sparren, 1112 Pfetten, 1161 Pfähle, 5928 Bleche, 2920 kg Schrauben und 850 kg Unterlegscheiben benötigt. Kanäle: Die Sammelrinnen wurden so konzipiert, dass sie maximal 102 mm Regen pro Stunde auf einer Fläche von ca. 14,97 Hektar (dies entspricht dem Gebiet, das für die letztendliche Konvertierung in Wassergewinnungsanlagen zur Verfügung stand) transportieren konnten. Die Zugangswege entlang der Kanäle wurden in das Design integriert, um als Entlastungskanäle zu dienen, die vom Überlaufsystem gespeist werden, die sich wiederum über Rohre ins Meer entladen. Der Hauptkanal im Ost-West-Tunnel hatte ein Ventil, mit dem das Wasser in einen natürlichen Felsspalt und schließlich ins Meer umgeleitet werden konnte. Das Wasser der ersten Regenfälle, das die Gewinnungsanlagen vom Schmutz befreite, wurde auf diese Weise entsorgt.

Reservoirs: Zwischen 1911 und 1914 wurde das Reservoir Nr. 5 mit einer Kapazität von 9091 Kubikmetern im Felsen angelegt. Dafür wurde ein Tunnel vergrößert, der parallel zum Kanaltunnel und ungefähr 7,6 Meter unterhalb verlief. Er wurde auf beiden Seiten vergrößert, sodass eine Kammer mit ca. 12,2 Metern Höhe, 13,1 Metern Breite und 121,9 Metern Länge entstand. Nachdem die Ausgrabungen beendet waren und alle losen Steine entfernt worden waren, wurde der Boden mit zwei Lagen Beton behandelt. Die erste Schicht von 150 mm besteht aus Massivbeton und dient der Einebnung. Auf diese wurden 150 mm-Platten aus 1:2:4-Beton mit Portlandzement und 35 mm-Steine als Grobbetonzuschlag verlegt. Die Mauern wurden mit je zwei Oberflächen gebaut, durch die Abstände von 114 mm und 150 mm zwischen der Rückwand und dem Felsen entstanden. Der kleinere Zwischenraum wurde mit Massivbeton gefüllt und der größere Hohlraum mit Portlandzement, 1:1 Mörtel gemischt mit 5% Hydrophobiermittel. Der Boden wurde mit 500 mm Portlandzement, 1:1 Estrichmörtel und dann mit einer Schicht von 19 mm, die 5% Hydrophobiermittel enthält, verputzt. Die Wände wurden mit Zement in drei Schichten mit den Verhältnissen 3:1, 2:1 und 1:1 mit 5% Hydrophobiermittel verputzt. Die letzte Schicht der Verputzung der Wände und des Bodens wurden mit Stahl geglättet. Die Decke wurde nicht behandelt, da der Felsen über dem Bereich selbsttragend ist.

Der Wassergewinnungsbereich wurde um weitere 5,66 Hektar erweitert und 1928 wurde ein weiteres Reservoir (Nr. 6) gebaut. Dies wurde in ähnlicher Weise angelegt, ist aber nur halb so lang und die Kapazität beträgt 4545 Kubikmeter. Jedes Reservoir ist mit dem Hauptkanal über Rohre mit großem Durchmesser und Ventilen, mit denen ihr Wassereinfluss kontrolliert wird, verbunden. Heute sind sie auch mit den Pumpleitungen verbunden, womit Wasser aus anderen Quellen geleitet wird. Zwischen 1928 und 1945 wurden vier zusätzliche Reservoirs (Nr. 7 bis 10) aus dem Felsen gegraben, wodurch die Speicherkapazität um 18 181 Kubikmeter erhöht wurde. Interessanterweise wurde das Reservoir Nr. 10, das während des 2. Weltkriegs ausgegraben aber nicht beendet wurde, als bombensichere Kaserne einer Abteilung des Regiments „Black Watch“ genutzt. Der Bau dieser Reservoirs wurde wie beim Original durchgeführt mit der Ausnahme, dass sie Abzweigungen des Pilottunnels sind und somit Zugang zu den Versorgungstunneln haben. Die Auslassventile für die Versorgung und Säuberung werden von innerhalb der Reservoirs über Handräder mit langen Spindeln bedient.

Die Reservoirs verfügen über eine Überlaufleitung zum Pilottunnel und über diesen Tunnel zu dem natürlichen Felsspalt. Die letzten Reservoirs (Nr. 11 und 12) wurden zwischen 1958-1961 auf einem niedrigeren Niveau gebaut und können von der Ostseite gegenüber von Catalan Bay erreicht werden. Diese wurden gebaut, um den Regen von einem weiteren niedriger gelegenen Gebiet von 4,05 Hektar auf den Osthängen zu speichern. Somit stieg die Zahl der Trinkwasserreservoirs auf 12 und zusammen mit dem Reservoir der maurischen Burg beträgt die Speicherkapazität ungefähr 72 727 Kubikmeter.

Nachdem die Wassergewinnung als Trinkwasserquelle aufgegeben wurde, werden die Reservoirs heute als Service- und Speicherreservoirs genutzt, die eine bedeutende Wasserreserve darstellen.

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